Der Widerstand in der albanischen Gesellschaft gegen die geplante Verbauung der Vjosa bekommt weitere Unterstützung. In einem offenen Brief an den Energie- und Industrieminister des Landes, Damian Gjiknuri, fordert der albanische Industrieverband ein Moratorium für den Bau von Wasserkraftwerken an der Vjosa und ihren Nebenflüssen.
Auf die Flüsse des Balkans rollt ein wahrer Staudamm-Tsunami zu, der auch vor der Vjosa keinen Halt macht. Mehrere Kraftwerke sind an dem bislang noch unverbauten Wildfluss geplant. Nun fordert die albanische „Konfindustria“ – die Interessenvertretung der 280 großen Industriebetriebe des Landes – dass alle laufenden und geplanten Konzessionsverfahren eingestellt werden. Sie begründet ihre Forderung damit, dass die bisherigen Studien zur wirtschaftlichen Leistung der Wasserkraftwerke veraltet und unvollständig seien und somit kein verlässliches Ergebnis liefern würden. Stattdessen müssten alternative Energiekonzepte, wie etwa die Nutzung von Solarkollektoren, in die Planungen einbezogen werden.
Darüber hinaus appelliert der Vorsitzende des Industrieverbandes, Gjergj Buxhuku, in seinem Brief an das Energieministerium, die Umweltverträglichkeitsprüfungen nach EU-Standards durchzuführen. Die Erhaltung der Vjosa und ihrer Nebenflüsse in ihrer jetzigen Form sei für den EU-Integrationsprozess Albaniens von großem Interesse; Projekte, die diese Flussperlen für immer zerstören würden, seien nicht hinnehmbar.
„Es ist außergewöhnlich, dass sich die nationale Industrie in dieser Deutlichkeit positioniert und ein Zeichen des wachsenden Widerstandes gegen die Staudammpläne“, sagt EuroNatur-Projektleiterin Theresa Schiller. „Die Forderung von Gjergj Buxhuku im Namen des albanischen Industrieverbandes ist eine weitere gewichtige Stimme im Kampf für eine frei fließende Vjosa!“