Der Hauptkanal des Flusses Sarantaporos, der zwischen den Bergen Smolikas und Grammos verläuft © S. Abatis / MedINA

Der gesamte Fluss Aoos in Griechenland und seine Nebenflüsse sind jetzt geschützt!

Mit der Ausweisung eines Teils des Einzugsgebiets des grenzüberschreitenden Flusses Aoos in Griechenland als geschützte natürliche Formation und geschützte Landschaft hat das griechische Ministerium für Umwelt und Energie einen wichtigen Schritt getan. Die Ausweisung umfasst das Gebiet, das bisher nicht geschützt war, von der Grenze des nördlichen Pindos-Nationalparks bis zur griechisch-albanischen Grenze.

Dies ist ein großer Erfolg für das internationale Bündnis "Rettet das Blaue Herz Europas" und alle Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen, die seit Jahrzehnten für den Schutz eines der letzten frei fließenden Flüsse Europas kämpfen. Nach der Ausweisung des albanischen Teils des Aoos (Vjosa) als Nationalpark im März 2023 wird nun das gesamte Flussgebiet des Aoos von den griechischen Behörden institutionell geschützt. Die koordinierten und langfristigen Bemühungen der zivilgesellschaftlichen Organisationen MedINA, Pindos Perivallontiki, The Green Tank, EuroNatur, Riverwatch, EcoAlbania, IUCN Osteuropa und Zentralasien und vieler anderer Partner*innen aus Griechenland und dem Ausland haben dazu beigetragen.

Die Ausweisung des Gebiets als geschützte natürliche Formation und geschützte Landschaft ist der erste Schritt. Der nächste Schritt zur Gewährleistung des institutionellen Schutzes ist die Verabschiedung eines Beschlusses des Ministers für Umwelt und Energie. Dabei werden detaillierte Vorschriften zur Entwicklungskontrolle und Einschränkungen für das Gebiet festgelegt. Dieser Schritt dient als Schutzschild, um den freien Flusslauf in Abschnitten der wichtigsten Flüsse und Nebenflüsse des Aoos-Flussgebiets zu sichern. Es legt den Grundstein für die integrierte Erhaltung und Bewirtschaftung des Flussgebiets, reicht aber nicht aus, um seinen vollständigen Schutz zu sicher zu stellen.

Der vollständige Schutz des Aoos wird dadurch gewährleistet, dass der Schutzstatus des Gebiets durch die Ausweitung der Grenzen des nördlichen Pindos-Nationalparks bis zur griechisch-albanischen Grenze zum Nationalpark aufgewertet wird. Dadurch wird sichergestellt, dass das gesamte Flusseinzugsgebiet unter die gleiche Schutzregelung fällt und später mit dem benachbarten Vjosa-Nationalpark zum ersten grenzüberschreitenden Wildfluss-Nationalpark Europas, Aoos/Vjosa, zusammengelegt werden kann.

Vourkopotamos, ein Nebenfluss des Sarantaporos © P. Thomaidis / Hans Lucas

Alexandra Pappa, die Leiterin des Süßwasserprogramms von MedINA, sagte: "Was wir jetzt brauchen, ist diese mutige Entscheidung des Umweltministeriums, bestimmte Gebiete vom Bau Dutzender kleiner Wasserkraftwerke auszuschließen, die derzeit im Aoos-Flussgebiet geplant sind; insbesondere das Teileinzugsgebiet des Sarantaporos, das bisher nicht unter Schutz stand.Von nun an hat Griechenland zusammen mit Albanien eine Vorreiterrolle bei dem neuen Konzept für den weltweiten Schutz von Binnengewässern zu spielen, bei dem frei fließende Flüsse im Mittelpunkt stehen und nicht nur Teil von terrestrischen Schutzgebieten sind"

Der Präsident von Pindos Perivallontiki, Ioannis Vrazitoulis, betonte: "Diese Entscheidung des Umweltministeriums ist eine erste wesentliche Entwicklung, ein wichtiger erster Schritt zum Schutz bisher ungeschützter Teile des Aoos-Flussbeckens. Mit den dokumentierten wissenschaftlichen Positionen des Interdisziplinären Forschungszentrums Metsovion der NTUA, der Abteilung für biologische Anwendungen und Technologie der Universität Ioannina und anderer Wissenschaftler, aber auch mit dem Beitrag von Bürgerbewegungen wie 'Protect Aoos', die seit vielen Jahren für den Schutz des Flusses kämpfen, erkennt der Staat die Identität eines Ökosystems und die Dynamik einer Landschaft an, die mit dem Nachbarland Albanien verbunden ist".

"Die Entscheidung, den Aoos als geschütztes Naturdenkmal auszuweisen, ist ein weiteres Teil des Puzzles zum Schutz des Aoos auf griechischem Gebiet. Der Staat hat sich die wissenschaftlich belegten Vorschläge zu Nutze gemacht und den lokalen Gemeinden zugehört. Diese sind sich des ökologischen Wertes des Flusses bewusst sind und verknüpfen ihre Entwicklungsperspektiven mit seiner Erhaltung.Die Grundlagen für ein starkes, einheitliches Schutzsystem und einen nachhaltigen Entwicklungsplan für das gesamte Gebiet sind gelegt, was für die politische Führung des Umweltministeriums eine Priorität sein sollte", erklärte Ioli Christopoulou, politische Direktorin des Green Tank.

Annette Spangenberg, Leiterin der Abteilung Naturschutz bei EuroNatur, sagte dazu: "Wir begrüßen diesen Schritt der griechischen Regierung als einen Meilenstein auf dem Weg zum vollständigen Schutz von Aoos und Vjosa. Griechenland und Albanien sollten nun eine enge Zusammenarbeit anstreben, um einen grenzüberschreitenden Wildfluss-Nationalpark zu schaffen, der die ökologische Integrität des gemeinsamen Flussgebiets von Aoos und Vjosa vollständig sicherstellt".

Ähnlich äußerte sich Ulrich Eichelmann, Gründer von Riverwatch: "Diese Entscheidung ist ein vielversprechender Schritt. Das Ziel ist jedoch, das gesamte frei fließende Aoos-Flussnetz, einschließlich der Nebenflüsse wie Sarantaporos und ihrer kleineren Bäche, als Nationalpark zu schützen. Ein bilateraler Aoos/Vjosa-Wildfluss-Nationalpark würde ein ganzes Flusssystem schützen.Das wäre nicht nur für Europa, sondern für die ganze Welt einmalig. Es wäre auch ein wunderbares Beispiel für grenzüberschreitenden Naturschutz zum Wohle von Natur und Mensch. Flüsse vereinen!". 

"Diese Bemühungen fallen mit dem jüngsten Beschluss der albanischen Regierung zusammen, die Vjosa und ihre wichtigsten frei fließenden Nebenflüsse zum Nationalpark in Albanien zu erklären. Da Flüsse keine Grenzen kennen, ist dies eine echte Hoffnung für ein gemeinsames, langfristiges und effektives Management des ersten Wildfluss-Nationalparks in Europa. Wir unterstützen diese Entscheidung, da wir glauben, dass sie als Sprungbrett für eine nachhaltige Entwicklung der lokalen Gemeinschaften in unseren beiden Ländern und der Region dienen kann", erklärte Olsi Nika, Direktor von EcoAlbania.

Andrej Sovinc, internationaler Koordinator des Vjosa-Wildfluss-Nationalparks, erklärte schließlich: "Der Schutz des gesamten Systems des Hauptstroms und der Nebenflüsse der Aoos/Vjosa ist ein Schlüsselelement für die Erhaltung des letzten ungestörten großen Flusses in diesem Teil Europas. Mit der Einrichtung des Schutzgebiets hat Griechenland den ersten Schritt getan, um sich einer wachsenden Zahl europäischer Länder, darunter auch Albanien, anzuschließen, die die Erhaltung der natürlichen Umwelt - eines barrierefreien Flusses - sowohl als Schutzbemühung als auch als Entwicklungschance für die lokale Bevölkerung auf beiden Seiten der Grenze sehen.