Baustelle am Fluss Vrhovinska © Robert Oroz
Baustelle am Fluss Bjelava © Robert Oroz
Baustelle am Fluss Mala Bjelava © Robert Oroz

Naturzerstörung in Zeiten der Pandemie nimmt zu – Wasserkraftausbau in Bosnien-Herzegowina im Schutz der Ausgangssperre

++ Investoren nutzen Coronakrise für illegalen Bau von Wasserkraftwerken ++ Einzigartige Flüsse auf dem Balkan in Gefahr ++

Banja Luka, Sarajevo, Vienna, Radolfzell, 23.4.20 Die Coronakrise ist für das Blaue Herz Europas – die einzigartigen Balkanflüsse - eine Bedrohung. Während es in Europa Ausgangsbegrenzungen gibt, nutzen Investoren immer häufiger die Ausnahmesituation, um umstrittene Wasserkraftprojekte unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu bauen. Dies trifft besonders auf Flüsse in Bosnien und Herzegowina (BiH) zu. Südlich der Hauptstadt Sarajevo wurde nun der Bau von fünf Dämmen begonnen bzw. vorangetrieben, zum Teil ohne Genehmigungen.

Konkret geht es um Baustellen an den Flüssen Bjelava, Mala Bjelava, Vrhovinska, Željeznica und Prača (Standorte sind auf dieser Karte zu finden). Alle diese Flüsse sind fast unberührt und von einer außergewöhnlichen Schönheit. Der Bau des Kraftwerks an der Vrhovinska ist nach unserem Wissen illegal, da keinerlei Genehmigungen für den Bau vorliegen. Zudem finden die Bauarbeiten an allen Projekten ohne die gesetzlich vorgeschriebene Bauaufsicht statt, weil die dazu notwendigen Inspektoren wegen der Covid-19 Pandemie nicht auf die Baustelle anwesend sind.

„Hier finden Umweltverbrechen im Schatten der Pandemie statt. Die Investoren nutzen die Chance, ohne lästige Kontrolle sowie Proteste von Anwohnern oder Umweltorganisationen bauliche Tatsachen zu schaffen. Es geht hier auch nicht um irgendwelche Bäche und Flüsse, sondern um einzigartige und bislang weitgehend unberührte Fließgewässer“, so Ulrich Eichelmann von Riverwatch, Koordinator der Save the Blue Heart of Europe-Kampagne.

Die „Coalition for the Protection of Rivers in Bosnia-Herzegovina” und die Save the Blue Heart of Europe-Kampagne fordern die Premierminister und Präsidenten von Bosnien-Herzegowina auf, die Dammbauarbeiten zu stoppen und dringend ein Moratorium über den Bau von Kleinwasserkraftwerken und die Erteilung neuer Konzessionen zu verhängen.

„Der Ausnahmezustand sollte keine Entschuldigung für die Ausbeutung öffentlicher Ressourcen sein, sondern Anlass für Solidarität und einen vernünftigen Umgang mit unseren Ressourcen“, sagt Redžib Skomorac von der NGO Center for Environment.

 

“Wir fordern eine rigorose Prävention und strengere Strafen, um ungerechtfertigte Bereicherung, kriminelles Verhalten und Wucher-Opportunismus zu verhindern. Es muss sichergestellt sein, dass die zuständigen Behörden die gesetzlichen, verfassungsmäßigen und moralischen Grundsätze einhalten”, ergänzt Anes Podić von der NGO Eko Akcija.

„Wir sehen ähnliches Vorgehen an vielen Orten in Europa: aus Rumänien erreichen uns Berichte, dass der ohnehin schon massive illegale Holzeinschlag noch weiter zunimmt, vom Balkan, dass noch mehr geschützte Vögel vom Himmel geschossen werden. Skrupellos werden die Schlupflöcher genutzt, die diese Pandemie jenen bietet, die sich auf Kosten der Natur bereichern wollen“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Stiftung EuroNatur.

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