++ 40 Wissenschaftler*innen untersuchen die biologische Vielfalt des Vjosa-Deltas und setzen sich angesichts der Bedrohung durch den Massentourismus für die Aufnahme in den Vjosa Wild River National Park ein ++
Poro/Albanien, Wien, Radolfzel, 26. April 2024 — Vom 22. bis 28. April 2024 sammelte eine Wissenschaftsdelegation aus Albanien, Österreich, Bulgarien, Griechenland und Italien multidisziplinäre Daten im teilweise unerforschtem und intakten Vjosa-Delta. Von der Untersuchung von Fischen, Säugetieren, Vögeln, Vegetation und Insekten bis hin zur akribischen Überwachung der Wasserqualität und des Mikroplastiks zielt jede Beobachtung dieser Expedition darauf ab, die ökologische Bedeutung dieses Gebiets sichtbar zu machen und sich für seine Aufnahme in den Vjosa-Wildfluss-Nationalpark gemäß den IUCN-Standards einzusetzen.
Eine neue Studie zeigt, dass das Vjosa-Delta eines der ganz wenigen intakten Flussdeltas im Mittelmeerraum ist. Von 258 erfassten Deltas und Flussmündungen in der Gegend sind nur 4% heute noch in einem guten ökologischen Zustand. Die Vjosa und die benachbarten Deltas der Flüsse Shkumini und Semani in Albanien sind die letzten großen dynamischen Deltas und daher von einzigartiger Bedeutung für das gesamte Mittelmeer und für Europa.
Die Wissenschaftswoche fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem das Vjosa-Delta auf mehrfache Art bedroht ist, vor allem durch die Pläne der albanischen Regierung für den Massentourismus. Erst kürzlich hat der albanische Premierminister Edi Rama mit Jared Kushner, dem Schwiegersohn von Donald Trump, einen Deal für ein Luxus-Ferienresort im Vjosa-Delta abgeschlossen. Gemäß dem Masterplan der Regierung für dieses Gebiet ist dies nur die Spitze des Eisbergs an zerstörerischen Plänen für dieses empfindliche Ökosystem. Der Vlora-Flughafen wird ebenfalls bereits im Delta gebaut.
„Unsere ersten Ergebnisse zeigen den enormen ökologischen Wert des Deltas. Für alle Wissenschaftler, die an der Wissenschaftswoche teilgenommen haben, ist klar, dass das Vjosa-Delta einen starken Schutzstatus verdient und in den Vjosa Nationalpark aufgenommen werden muss. Inmitten der Verlockungen des Luxustourismus müssen wir uns an die unvergleichliche ökologische Bedeutung des Vjosa-Deltas erinnern, das ein einzigartiger Schatz in ganz Europa ist. Wir sollten der Erhaltung Vorrang vor der Entwicklung einräumen. Die Albaner – und die Europäer – verdienen es, dieses Naturjuwel zu erhalten“, erklärt Prof. Fritz Schiemer, leitender österreichischer Wissenschaftler von der Universität Wien.
„Unsere Ergebnisse aus nur fünf Tagen Forschung sind wirklich bemerkenswert und zeugen von der reichen Artenvielfalt des Deltas. Wir werden einen umfassenden Bericht über unsere Daten erstellen und fordern die albanische Regierung auf, die ökologische Bedeutung dieses empfindlichen Gebiets anzuerkennen und es in den Vjosa-Wildfluss-Nationalpark aufzunehmen, entsprechend den IUCN-Standards,“ bekräftigt Prof. Aleko Miho (Universität Tirana), leitender albanischer Wissenschaftler der Expedition.
Das unermüdliche Engagement der Wissenschaftler*innen stellt einen weiteren wichtigen Meilenstein in ihrem fortwährenden Einsatz für den Erhalt des Vjosa-Systems dar. Die Delta Science Week baut auf den Erfolgen vergleichbarer Forschungsreisen ins Vjosa-Gebiet in den Jahren 2017 und 2021 auf. Diese haben entscheidend dazu beigetragen, den ökologischen Wert der Vjosa aufzuzeigen, die Wasserkraftprojekte abzuwehren und letztlich den Weg für die Einrichtung des „Vjosa Wild River National Park“ zu ebnen.