Dam Removal works (2009-2014) Glines dam (64m) Elwha River, Washington DC, USA (photo credits) John Gussman, Patagonia

 

Hintergrund zur "Weg DAMMit" Kampagne

Flüsse sind weltweit gesehen die bedrohtesten Lebensräume unseres Planeten. Kein anderer Lebensraumtyp wurde in den letzten 50 Jahren dermaßen beeinträchtigt, nicht die Wälder, nicht die Meere. Sie wurden kanalisiert, verschmutzt, verstaut. Das gilt natürlich v.a. auch für die Fließgewässer in Europa. Aber mittlerweile hat in einigen Bereichen ein Umdenken eingesetzt, Bäche und Flüsse werden in der EU renaturiert, d.h. sie werden aus ihrem künstlichen Korsett befreit, sie bekommen rechts und links ihres Laufes wieder mehr Platz.

Doch ein wesentlicher Teil einer Flusssanierung - vielleicht der wichtigste - blieb bislang weitgehend unangetastet: die zigtausenden Wasserkraftwerke und Wehre in unseren Flüssen (Karte Kraftwerke im Alpenraum), beeinträchtigen die aquatischen Lebensräume massiv und verhindern letztlich die Wiederbelebung unserer Fließgewässer. Das wollen wir ändern!

Erhaltungszustand (a) Arten und (b) Habitate basierend auf den Arten- und Habitatlisten der FFH Direktive für Flüsse und Seen, Quelle: EEA, 2015, State of nature in the EU, Abb. 4.35

Rückgang der Artenvielfalt im Zeitraum 1970 -  2012: 38% Landlebewesen, 81% Süßwasserlebewesen, 36% Meereslebewesen. Quelle: WWF, Living Planet Report 2016

 

Unsere Ziele

Riverwatch und die Manfred-Hermsen-Stiftung wollen mit der „Weg DAMMit“ Kampagne die Staudammabriss Bewegung in Europa vorantreiben. Dazu erheben wir die notwendigen Grundlagen (Meldebogen) und machen die Thematik durch intensive Öffentlichkeitsarbeit bekannt. Innerhalb eines Jahres wollen wir eine Liste der TOP 50 Projekte definieren, die abgerissen werden müssen. Mittelfristig wollen wir konkrete Abrissprojekte umsetzen.

Spanien: Inturia Damm (12m) vor Abriss: Damm erfüllt keine Funktion mehr und ist mit Sedimenten vollgefüllt  (Fotorechte) Basque Water Authority

Schrittweiser Rückbau des Damms (2013-2016), Nach Rückbau erholt sich die Fischpopulation und Laichgründe sind wieder erreichbar, Grenzüberschreitendes Projekt  Spanien-Frankreich-Andorra, co-finanziert durch EU - FEDER (Fotorechte) Basque Water Agency

Unsere Forderungen:

  1. Der Abriss von Dämmen ist als wichtiger Beitrag zur Flussrenaturierung zu forcieren und zu fördern.
  2. Bei Kraftwerksumbau/-ausbau ist die Abrissvariante zu überprüfen (ökologisch und ökonomisch).
  3. Im behördlichen Verfahren zur Verlängerung von Kraftwerkskonzessionen ist der Abriss der Anlage mit zu beurteilen.
  4. Die Subventionierung von sogenannten Kleinwasserkraftwerken ist zu beenden.

 

So wollen wir die Kampagne umsetzen

 

Meldebogen

Wir verschicken Meldebögen an NGOs, Fluss-Initiativen, Fliegen-fischer, Kajakverbände und andere Flussliebhaber, mit der Bitte um Vorschläge für Dammabriss Kandidaten. Wir wollen wissen, welche Dämme aus Sicht der Menschen abgerissen werden sollten. Die Liste wird von Experten analysiert und Dämme werden priorisiert. Aus diesen Meldungen werden wir die wichtigsten 50 Dämme herausfiltern. 

 

Konzessionsverlängerungen kritisch überprüfen

Viele alte Dämme und Wasserkraftwerke haben Konzessionen die in den kommenden Jahren auslaufen. Dies ist ein idealer Zeitpunkt, den Abriss von Dämmen zu verlangen. In anderen EU Ländern (Bsp. Spanien und Frankreich) ist dies bereits gelebte Praxis.

Wir fordern unsere Entscheidungsträger auf, dass auch die Abrissvariante in der Entscheidungsauswahl mitgeprüft werden muss, wenn Dämme restauriert oder deren Konzessionen verlängert werden.

 

Umweltzerstörung von Dämmen sichtbar machen

Wir werden die negativen Auswirkungen von Dämmen sichtbar machen, zum Beispiel in Form von Aktionen, Medien und Lobbyingarbeit. Dabei setzen wir auf die Zusammenarbeit mit Bürgerinitiativen und NGOs vor Ort und nützen unsere lokalen und internationalen Netzwerke dafür.

 

Join forces

Wir wollen unsere Ziele zusammen mit NGOs und Fließgewässerorganisationen erreichen, die bereits an Staudamm Abrissprojekten in Europa arbeiten oder sich dafür interessieren. Riverwatch ist Teil der Dam Removal Europe Plattform, die sich EU weit seit 2016 für Dammrückbau einsetzt.  

 

Teilnehmer der EU Dam Removal Konferenz in Leon, Spanien, 2016 © EU Dam Removal

Mehr Informationen zur Europäischen Damm Rückbaubewegung finden Sie unter damremoval.eu

Dammrückbau Datenbank Europa

Werden Staudämme oder Wehre abgerissen, machen wir diese sichtbar und nehmen diese in einer EU weiten Datenbank auf.  Rückgebaute Dämme in Spanien, Großbritannien, Schweden und Finnland können schon online abgerufen werden. Hier der Link zur Dammrückbau Datenbank Europa

 

Wann ist ein Damm ein Damm?

Prinzipiell ist jedes Querbauwerk, das die Wanderung von Fischen und Wasserinsekten behindert, ein Problem und ist deshalb zu beseitigen. Wir konzentrieren uns in der Kampagne auf Dämme und Wehre von mindestens 1 Meter Höhe. Die Art der Nutzung, zum Beispiel Wasserkraft, Flussregulierung oder Bewässerung, spielt für die Auswahl keine Bedeutung. Denn für Wasserorganismen und Sedimente, macht dies keinen Unterschied, also macht es dies auch für uns nicht!

Das Wasserkraftwerk Brives soll im Rahmen des "Maßnahmenplan für den Loire Fluss - Plan Loire Grandeur Nature” abgerissen werden, um die Durchgängigkeit für Wanderfischarten wieder herzustellen © SOS-Loire-Vivante, ERN France

Abriss Arbeiten 2003 © SOS-Loire-Vivante-ERN France

Ein Jahr nach Damm Rückbau nimmt der Fluss wieder seinen natürlichen Lauf © SOS-Loire-Vivante-ERN France

Fokusgebiet - Wo soll abgerissen werden?

Wir fokussieren unsere Kampagne auf die Alpen und Balkan Region, zum einen weil wir hier über die beste Datengrundlage verfügen, zum anderen weil in den Alpen (siehe: Karte Kraftwerke und Querbauwerke im Alpenraum) die meisten Dämme vorhanden sind. Weiteres verfügen wir hier über ein sehr gutes Netzwerk von lokalen Experten und Flussorganisationen. Wir sind allerdings auch offen für Abrissvorschläge aus anderen Ländern und nehmen diese gerne in die Liste auf.

 

Noch Fragen?

Für viele mag unsere „Weg Dammit“ Kampagne vielleicht verrückt oder provokant klingen, vor allem angesichts der Klimadebatte.

Antworten auf die meist gestellten Fragen zu diesem Thema, wie zum Beispiel: 

  • Brauchen wir nicht mehr, statt weniger Wasserkraftwerke?
  • Können wir nicht einfach Fischtreppen bauen und so die Wasserkraftwerke „grün“ machen?
  • Dämme abreißen, geht das überhaupt?
  • Ist das bei uns rechtlich erlaubt Dämme abzureißen?
  • Dämme abreißen, wozu eigentlich?

finden Sie in unserem Konzeptpapier De-Damming! Hier !

Was vor 20 Jahren noch als irrsinnige Spinnerei einiger Umweltaktivisten galt, wurde 2012-2014 Realität - der Glines Damm wurde rückgebaut ! © John Gussman, Patagonia

'Elwha Be Free' Aufschrift am Glines Damm - De-Damming Aktion 1994 © Mikal Jakubal, Patagonia