Lokale Gemeinden und Aktivisten winken den Baufahrzeugen zum Abschied, die den Fluss Una endgültig verlassen. © Sanja Sevo
Die Kraft und Schönheit der Natur erstrahlen am Martin-Brod-Wasserfall am Fluss Una und erinnern daran, warum dieser atemberaubende Fluss geschützt werden muss. © Bruno D’Amicis

Kroatische Behörden stoppen illegalen Dammbau am Fluss Una

Zagreb, 19. August 2024 – Die kroatischen Behörden haben den sofortigen Baustopp eines umstrittenen Wasserkraftprojekts am Fluss Una angeordnet. Diese Entscheidung stellt einen bedeutenden Sieg für lokale Gemeinden und internationale Umweltschutzorganisationen dar, die sich monatelang gegen den Bau gewehrt hatten.

Am 5. Juli 2024 begannen Bauarbeiten für ein Wasserkraftwerk an der Quelle des Flusses Una, der aufgrund seiner außergewöhnlichen Schönheit als „Una the One“ bekannt ist. Trotz strenger Umweltauflagen wurden diese Arbeiten ohne die erforderlichen Umweltverträglichkeitsprüfungen durchgeführt, was zu massiven Protesten führte. Lokale Gemeinden und internationale Aktivisten versammelten sich vor Ort, um den Bau zu verhindern, während kroatische und internationale Anwälte rechtliche Schritte vorbereiteten.

Bereits am 8. August leitete die staatliche Aufsichtsbehörde ein Strafverfahren gegen den Beamten ein, der die Baugenehmigung im Natura-2000-Gebiet erteilt hatte. Die Dokumentation war unvollständig, und die gesetzlichen Verfahren wurden nicht eingehalten. Ohne die förmliche Anordnung eines Baustopps gingen die Bauarbeiten jedoch weiter, was die Proteste vor Ort anheizte.

Am 19. August, ordnete die staatliche Aufsichtsbehörde schließlich den sofortigen Baustopp an, womit der Fluss Una vor weiteren Schäden bewahrt werden konnte. Lokale Gruppen, wie die Organisation Udruga Una, begrüßten diese Entscheidung, betonten jedoch die Notwendigkeit, den Fluss langfristig zu schützen.

„Es wird Zeit brauchen, bis sich die Una vollständig erholt. Wir werden sicherstellen, dass dieser Schaden behoben wird und dass sich so etwas nicht wiederholt. Unser Ziel ist es, mit der Regierung zusammenzuarbeiten, um eine dauerhafte Lösung für den Schutz der Una zu finden“, sagte Sanja Sevo, die in der Region an der Una-Quelle aufgewachsen ist.

Der Fluss Una, der über 200 Kilometer von Kroatien bis nach Bosnien und Herzegowina fließt, ist nicht nur ein beeindruckendes Naturwunder, sondern auch ein bedeutendes ökologisches und kulturelles Erbe. Die Quelle des Flusses gehört zu den tiefsten Karstquellen der Welt, und der gesamte Oberlauf steht unter dem Schutz des Natura-2000-Netzwerks, einer EU-Initiative zum Erhalt von Lebensräumen und Arten von europäischer Bedeutung. In Bosnien und Herzegowina mündet der Fluss in ein Nationalparkgebiet.

In den letzten Monaten hat die Bewegung #SaveUna national und international Aufmerksamkeit erregt. Kroatische und internationale Künstler:innen haben Konzerte und Aktionen an der Baustelle organisiert, um ihre Unterstützung für den Schutz der Una zu demonstrieren. Organisationen wie Udruga Una, Fondacija ACT, Riverwatch und die internationale Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ spielten eine entscheidende Rolle in der Mobilisierung der Öffentlichkeit, während die Umweltorganisation ClientEarth rechtliche Unterstützung leistete. Über 3.000 Menschen aus aller Welt schickten E-Mails an Premierminister Andrej Plenković und Bauminister Branko Bačić, um den Schutz des Flusses zu fordern.

Ulrich Eichelmann, Gründer von Riverwatch, erklärte: „Dieser Erfolg geht über die Verhinderung eines einzelnen Wasserkraftwerks hinaus. Er setzt ein wichtiges Zeichen für den Schutz der Una und ihrer Zuflüsse. Darüber hinaus wird dieser Erfolg viele Menschen auf dem Balkan inspirieren, sich gegen Naturzerstörung und Korruption zu wehren. Es ist ein Erfolg, der das Blaue Herz Europas am Schlagen hält.“