Es war geplant, dem albanischen Premierminister Edi Rama eine Kajak-Petition mit mehr als 1.000 Unterschriften zu übergeben. Rama weigerte sich, die Petition entgegen zu nehmen. © Andrew Burr

Ein Kajak für Rama

Gemeinsame Pressemitteilung von Riverwatch, EuroNatur und EcoAlbania

++ Albaniens Premierminister erhält ungewöhnliche Petition zum Schutz der Vjosa ++ Balkan Rivers Tour endet in Tirana ++

Polizisten versperrten den Eingang des Amtsgebäudes. Rozman legte das Kajak vor vor dem Polizeikordon ab. © Andrew BurrTirana, Albanien, 20.5.2016 Unter dem Applaus von hunderten Zuschauern und Begleitern marschierten heute Kajakfahrer aus Albanien, Griechenland, Slowenien, Italien, Deutschland, Österreich, Niederlande, und den USA mit ihren Booten auf den Schultern durch die albanische Hauptstadt Tirana. Unter ihnen Rok Rozman, Initiator der Balkan Rivers Tour und slowenischer Olympionike. Ihr Ziel war das Amtsgebäude des albanischen Ministerpräsidenten Edi Rama, um ihm ein ganz besonderes Kajak zu überreichen. „Dear Edi Rama – stop the dam projects on the Vjosa and establish a national park on Europe´s last wild river, instead!” steht auf dem Kajak, auf dem mehr als 1.000 Menschen unterschrieben haben. Doch weder Edi Rama noch ein Vertreter der Regierung waren bereit, diese Petition in Empfang zu nehmen. Die Polizei sperrte den Eingang weiträumig ab. Rozman legte sein Kajak vor dem Polizeikordon ab.

„Diese Kajakpetition soll der Vjosa und der Bevölkerung im Tal eine Stimme geben. Wir wollen keine Staudämme an der Vjosa, sondern einen Nationalpark. Die albanische Regierung hat unsere Petition ignoriert, aber wir kommen wieder“, so Rok Rozman.

Mit dieser Aktion endete die Balkan Rivers Tour. 35 Tage lang haben Kajakfahrer aus ganz Europa mehr als 23 Flüsse zwischen Slowenien und Albanien befahren, um gegen die drohende Zerstörung der Balkanflüsse – allen voran der Vjosa – aufmerksam zu machen.

Auf 270 Kilometer Länge fließt die Vjosa ungestört von den Pindusbergen bis ins Mittelmeer. Doch nun hat die albanische Regierung den Bau eines Großkraftwerkes beschlossen und die Konzession an ein türkisches Unternehmen vergeben. Das Projekt „Pocem“ mit einer 25 Meter hohen Staumauer würde einen der wertvollsten Flussabschnitte mit unberührten Kiesinseln und Augehölzen zerstören.

Rund 250 Personen – Kajaker, Lokalpolitiker, Bewohner des Vjosa-Tals und Naturschützer – protestierten in Tirana für den Schutz der Vjosa und gegen Staudämme. © Andrew Burr„Für die Vjosa ist es fünf vor Zwölf. Wir fordern den Premierminister Albaniens auf, das geplante Großkraftwerk zu stoppen und den Fluss von den Bergen bis zur Mündung in die Adria als Nationalpark zu schützen. Der derzeitige Plan der Regierung den Oberlauf als Nationalpark auszuweisen und den Unterlauf mit Großkraftwerken zu verbauen, ist eine Mogelpackung“, sagte Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur bei der Protestaktion in Tirana.

Ulrich Eichelmann, Koordinator der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas bei Riverwatch: „Die Vjosa ist ein Weltklasse-Fluss. Das mindeste, was die albanische Regierung machen muss, ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung nach europäischen Standards durchzuführen. Wir erwarten, dass die albanische Regierung eine international renommierte Expertengruppe einsetzt, die die notwendigen wissenschaftlichen Untersuchungen durchführt.“

Olsi Nika von EcoAlbania und nationaler Koordinator der Vjosa Kampagne in Albanien wies darauf hin, dass die Bevölkerung mehrheitlich hinter dem Schutz der Vjosa steht: „Alle Bürgermeister im Tal unterstützen unsere Forderung. Sie erkennen das Potential eines Vjosa-Nationalparks für den Aufbau eines naturverträglichen Tourismus.“

„Wir wollen die letzten freifließenden Flüsse zwischen Slowenien und Albanien erhalten und senden einen eindringlichen Appell zum Schutz der Vjosa an die Entscheidungsträger. Wir rufen ein lautes Nein zu den Staudämmen  an der Vjosa.“ sagte Martin Šolar, Direktor vom WWF Adria, der die Balkan Rivers Tour unterstützt.

Hintergrundinformationen

  • Im Rahmen der Balkan Rivers Tour befahren Kajakfahrer aus verschiedenen Ländern Europas 35 Tage lang die schönsten und am stärksten bedrohten Flüsse des Balkans, um auf den drohenden Staudamm Tsunami aufmerksam zu machen. Unter der Leitung von Rok Rozman, einem ehemaligen slowenischen Olympioniken, war die Tour am 16. April auf der Save in Slowenien gestartet. Sie endet am 20. Mai in Tirana/Albanien.

  • Die Balkan Rivers Tour findet im Rahmen der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ statt, die von EuroNatur und Riverwatch ins Leben gerufen wurde, um die Balkanflüsse vor der drohenden Zerstörung durch den Ausbau der Wasserkraft zu schützen. Die Tour selbst ist eine gemeinsame Initiative von EuroNatur, Riverwatch, WWF Adria und dem Leeway Collective und wird von Patagonia, der Mava-Stiftung und der Manfred-Hermsen-Stiftung gefördert.

 

Rückfragen

Katharina Grund (EuroNatur), katharina.grund@euronatur.org, +49 7732 9272 10

Cornelia Wieser (Riverwatch), cornelia.wieser@riverwatch.eu, +43 650 4544784

Olsi Nika – EcoAlbania: o.nika@ecoalbania.org +355 69 29 44 757

Rok Rozman (Leeway Collective), rok@leeway-collective.org, +386 51 421 303

Martin Šolar (WWF Adria), msolar@wwfadria.org, +386 41 627 891